Heinrich III: Trägerverein unser Freibad am See e.V.

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Nachdem das Freibad am Harkortsee in Wetter 2003 von der Stadt geschlossen werden sollte, da das nötige Geld für die nötigen Sanierungsarbeiten nicht vorhanden war, gründete sich der „Trägerverein unser Freibad am See e.V.“ um das Bad zu übernehmen und für die Menschen und insbesondere Kinder Wetters zu erhalten. 2004 war es soweit und die Sanierungsarbeiten mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern konnten beginnen. Das Bad wurde in großer Eigenleistung des Vereins zu einem Naturfreibad umgebaut, dessen Chlorfreies Wasser mithilfe von Kiesfiltern gereinigt wird.
Durch das Anlegen eines Sandstrandes und die Erhaltung von Sprungtürmen und Wasserrutschen wurde der Charme eines Freibades beibehalten.

Die Verleihung

Bei der Preisverleihung auf dem Böll Forum 2006 hielt Oliver Keymis die Rede. Bei der Preisübergabe 2007 in Wetter wurde die Laudatio von Dr. Michael Vesper gehalten.

Preis-Wert weil…

Die Diskussion um die Übertragung von Bädern aus kommunalen in ehrenamtliche Hände ist in vollem Gange. Die Heinrich Böll Stiftung NRW recherchierte 35 Bürgerbäder, von denen viele originelle und preiswürdige Konzepte verfolgen.
Exemplarisch geht „Der Heinrich“ im Rekordsommer 2006 an den Trägerverein des NaturFreibades in Wetter. Der Verein hat im letzten Jahr den Umbau zu einem Naturfreibad vorbildlich bewältigt ohne den ursprünglichen Freibadcharme mit Rutschen und Sprungtürmen einzubüßen. Strandähnlich inszenierte Ufer wecken Urlaubsgefühle.
Ökologie und Ästhetik sind in Wetter kein Widerspruch. Die ökologische Wasseraufbereitung erfolgt mit einem „Neptun-Filter“. Bei diesem schicken Pumpen je nach Belastung genau abgemessene Mengen Wasser in die Filteranlage, wo Schichten aus Kies wie eine biologische Kläranlage wirken. Zurück ins Bad kommt das Wasser auf ästhetische Weise durch eine Art Springbrunnen.
Seit 2004 betreibt der Verein das Bad ehrenamtlich, trotzdem zieht sich die Gemeinde Wetter nicht vollständig aus der Verantwortung, was in der aktuellen Bäderdiskussion nicht mehr überall selbstverständlich ist.
Und das Bad in Wetter hat schon Nachahmer gefunden: Dortmund plant das trocken gelegte „Froschloch“ zu einem Naturbad umzubauen, Pate dafür steht das Freibad am See in Wetter. Der gelungene Umbau hat auch das Städte-Netzwerk NRW überzeugt, das im August mit der Werkstattreihe „Bürgerbäder in NRW“ in Wetter Halt gemacht hat, um das gelungene Projekt als Beispiel der Übertragung eines Bades in Vereinshände vorzustellen.

Was wurde eigentlich aus „Unser Freibad am See“ eV. in Wetter?

Der Verein „Unser Freibad am See“ in Wetter hat aufgrund seiner auf ein Ziel ausgerichteten Struktur keine neuen Projekte oder Vorhaben seit dem vollständigen Umbau des Freibades im Jahr 2006 entwickelt. Das Ziel, das Freibad in Form eines Naturbades zu erhalten wurde erreicht, was mit einem enormen Kraftaufwand für alle Beteiligten verbunden war. Eine solche Bündelung von Anstrengungen und Ehrenamtlichen Helfern ist nicht auf Dauer aufrechtzuerhalten und in diesem Fall auch gar nicht nötig, da man mit dem derzeitigen Zustand zufrieden ist und das damals verfolgte Konzept nicht verfremdet werden soll. Seit 2006 kümmert sich der Verein nun um den täglichen Betrieb und den Erhalt des Freibades.
2010 starb der bisherige Vorsitzende, der so etwas wie der Motor des Vereins war. Ohne diesen hätte es den Verein und das Freibad in der jetzigen Form wohl nicht gegeben. Im Moment befindet man sich daher in der Phase der Findung, wie und ob man ihn ersetzen kann.
Derzeit werden von den Mitarbeitern Bänke für das Freibad angefertigt. Dafür werden immer wenn Zeit dazu ist gebrauchte Balken abgeschliffen und auf Gestelle geschraubt.
Das Freibad wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Die Besucherzahlen sind dabei Freibadtypisch Wetterabhängig. Allein der ca. zweimal im Jahr vorkommende Algenbefall, den man bei ungechlortem Wasser nie ganz verhindern kann, führt bei manchen Gästen zu Irritation bis Ablehnung. Abgesehen davon ist aber gerade die Chlorfreiheit des Wassers der Grund für die große Akzeptanz des Bades. Besonders Familien mit kleinen Kindern, die diesen gechlortes Wasser nicht zumuten wollen, und Allergiker sind begeistert.
Der Ideen und Innovationspreis hatte eine positive Interne Wirkung im Verein. Die Motivation der Menschen im Verein, die sich aktiv um den Umbau gekümmert haben, wurde gestärkt. Es war schön für diese, zu sehen, dass ihre Freiwillige Arbeit anerkannt und gewürdigt wird.
Für die Sponsorenakquise hat der Preis leider wenig Wirkung gezeigt, da die wenigen Sponsoren, die sich finden, eher durch persönliche Bekanntschaft und Engagement überzeugt werden.
Man ist jedoch trotzdem stolz auf den Preis und führt ihn auf dem Briefbogen des Vereins auf. Daneben wird dort auch auf die Empfehlung durch den Polyglot Führer 2007 aufmerksam gemacht, der im Jahr nach der Verleihung des Heinrichs erschien. Ob und welche Rolle bei dieser Empfehlung der Heinrich gespielt hat, ist nicht klar, es besteht aber eine auffällige zeitliche Nähe.
Die Skulptur des Heinrichs wurde im ersten Jahr nach der Verleihung noch an jedem geöffneten Tag im Freibad aufgehängt. Mittlerweile nur noch bei besonderen Anlässen. Sie wurde im Verein als Kunstwerk anerkannt und auch als passendes Objekt für ein Freibad aufgefasst.