Interview mit Martin Heyer zum Böll BasisBaukasten

Martin, wenn man Themen mit Gruppen diskutiert, die sich neu konstituiert haben, können Diskussionen schon mal aus dem Ruder geraten. Wie kann man das verhindern?

So mancher Fall von aus dem Ruder geratenden Diskussionen ist einfach darin begründet, dass die Teilnehmer*innen sich gar nicht darüber einig sind, was Thema und Ziel einer Veranstaltung ist. Die Moderator*in sollte sich daher sehr genau überlegen, worauf sie hinaus will und das auch der Gruppe gegenüber transparent machen. Daran muss sich die Methodik orientieren. Der Rest ist dann eine Frage guten Zeitmanagements und eines Gespürs für die Stimmung der Teilnehmer*innen.

Politische Dialoge sind gut aber mitunter anstrengend. Warum ist es wichtig -grade in neuen Gruppen- konstruktive Gesprächsformen zu finden?

Damit eine Gruppe gut funktioniert braucht sie einen gemeinsamen Nenner. In der Themenzentrierten Interaktion nennt man das, das „Es“. „Es“ ist der Inhalt oder die Aufgabe, die eine Gruppe zusammenführt. Gerade in neuen Gruppen gilt es, erst einmal eine Einigkeit darüber herzustellen was dieses „Es“ eigentlich ist. Außerdem muss eine Kultur des Umgangs miteinander etabliert werden. Wenn man das in der Formierungsphase einer Gruppe verpasst, ist es später deutlich schwerer nachzuholen. Gerade am Anfang lohnt es sich also, Zeit zu investieren.

Was sind die größten Probleme, vor denen Gruppen am Anfang einer Zusammenarbeit stehen?

Am Anfang der Zusammenarbeit einer Gruppe geht es darum, dass (1) alle ihren Platz in der Gruppe finden, (2) verlässliche Kommunikationswege und Arbeitsstrukturen etabliert werden, (3) eine klare Vision der gemeinsamen Ziele erarbeitet wird und nicht zuletzt (4) definiert wird wie und über welche Kanäle die Gruppe nach außen agiert. Wenn all das geschafft ist, hat man eine gute Voraussetzung dafür geschaffen, die Mitglieder nachhaltig einzubinden und erfolgreich an den Gruppenzielen zu arbeiten.

In kurzen Schlagworten: Was erwartet die Seminargruppen?

Wir werden gemeinsam darüber sprechen, was es eigentlich braucht um sicher und gut zu moderieren. Natürlich werden auch Dinge wie der Moderationszyklus und ein bisschen Kommunikationstheorie Thema sein aber bei all dem geht es immer darum, den Teilnehmer*innen  Rüstzeug an die Hand zu geben, dass sie für ihre ganz konkreten Probleme nutzen können. Soweit der Zeitrahmen es irgend erlaubt möchte ich Übungseinheiten aufnehmen. Gute Moderation folgt nämlich keinem Patentrezept. Die Moderator*innen müssen ihren eigenen Stil finden der ihre Eigenheiten berücksichtigt und authentisch ist. Um sie dabei zu unterstützen , gibt es viele methodische Ansätze für die unterschiedlichsten Moderationssituationen.