Das neue politische Buch: Das Lachen der Täter: Breivik u.a. von Klaus Theweleit

Der Schriftsteller Klaus Theweleit hat nach seiner lang zurückliegenden Veröffentlichung und großem Erfolg von „Männerphantasien“ wieder ans Thema Gewalt durch Männer angeknüpft. Bei der Lesung im BiBaBuZe aus seinem neuesten Buch „Das Lachen der Täter: Beivik u.a.. Psychogramm der Tötungslust“ las er Auszüge und erklärte sie im Kontext des Gesamtwerks. Hierin trägt Theweleit umfangreiches empirisches Material zusammen, dessen Schauplätze sich über den ganzen Globus spannen. Oslo 2012, Mossul 2014 und Indonesien 1965 sind dafür nur einige Beispiele. 
In den vorgetragenen Auszügen beschreibt Theweleit Situationen des Mordens, Folterns und Vergewaltigens und analysiert sie jeweils im Anschluss, um das „Lachen der Täter“ zu ergründen. Im Laufe des Buches entwickelt er verschiedene Theorien, die er auch in der Lesung präsentierte. So ist seine zentrale These, dass das Lachen der Täter Ausdruck des orgiastischen Gefühls einer Entladung von Anspannung sei. Das Lachen sei der wahrhaftige Ausdruck von Freude, die die Täter während ihres Verbrechens in einem halluzinatorischen Zustand empfänden. Sein Erklärungsansatz für die Entwicklung des Tätercharakters orientiert sich dabei an Freuds Psychoanalyse und entwickelt sie fort.
Theweleit weist in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der Medialisierung hin. Breivik habe sich rasch ergeben, um nicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, erschossen zu werden – er habe sich vor Gericht inszenieren wollen. Eine seiner Aussagen vor Gericht war, dass er die 69 Menschen nur ermordet habe, damit sein Manifest gelesen wird. Ein anderes Beispiel sei der IS: Das Köpfen ihrer Opfer in der Wüste mache nur Sinn, solange das Video davon auch ins Internet gestellt werden kann. Das Stageing sei jedoch nicht bloße politische Inszenierung, sondern zentral für den Genuss an der Gewalt, der Zuschauer notwendig für das Zelebrieren des Gewaltaktes. 
In der sich anschließenden Diskussion wurden durch das Publikum verschiedene Fragen aufgeworfen. Einerseits kam die Frage nach dem Geschlecht der Gewalttäter auf. Theweleit ist der Meinung, dass „das Lachen der Täter“ ein männliches Phänomen sei. Diese These wurde auch in Bezug auf die Mütter der Täter diskutiert. Eine andere Kontroverse fragte nach der Ideologie der Täter, die in irgendeiner Form immer existiere, um ihre Taten rechtfertigen zu können, laut Theweleit jedoch austauschbar sei: Die Mörder suchten sich die Ideologie, die passe, die Gewalt sei körperlicher und nicht ideologischer Natur. Schließlich wurde noch die sehr relevante Frage nach dem Ausweg aus der Gewalt gestellt. Was kann man angesichts ekstatischer Amokläufer, die nach Wiederholung dursten, tun? Einen friedlichen Umgang pflegen, um der Entwicklung gewalttätiger Charaktere vorzubeugen, sagt Theweleit.