Böll befragt ... Wolfgang Nafroth (1|19)

Interview

"Wie geht es ganz einfach": Als PR- und Politikberater ist Wolfgang Nafroth seit vielen Jahren im Bereich der politischen Kommunikation tätig und hat sich darauf spezialisiert, ehrenamtlichen Organisationen zu zeigen, wie sie mit geringem Aufwand und notfalls auch ganz ohne Personal eine große Wirkung in der Öffentlichkeit erzielen können.

Tipp: Er gibt am 8./9. Februar und am 18./19. Oktober ein Seminar zur "Öffentlichkeitsarbeit mit einfachsten Mitteln" - jetzt anmelden und profitieren!

 

Lieber Herr Nafroth, zweimal täglich durchquere ich auf meinem Arbeitsweg den Düsseldorfer Hauptbahnhof, ich würde also sagen, ich kenne ihn mittlerweile ziemlich gut. Müsste ich Ihnen allerdings jetzt drei der unzähligen Werbebotschaften nennen, die mir und den vielen anderen Pendler*innen auf Treppen, Werbetafeln oder von Personen als Flyer ins Gesicht gehalten werden, müsste ich passen. Bedeutet das, dass die Werbung hier nicht wirkt?

In jedem Fall ist die Wirkung oft viel geringer als es Akteure vermuten. Unternehmen sind bei Produktwerbung mit sehr, sehr geringen „Einschaltquoten“ bereits zufrieden. Wer sich aber z.B. politisch engagiert, kann sich wohl nicht damit zufrieden geben, wenn nur eine/r von 2000 mal hingesehen hat. - Die Ursachen des Problems sind vielfältig. Man braucht deshalb Aktionen und Medien, die viel, viel mehr Menschen veranlassen, sie zu betrachten, sogar darüber zu reden.

Erfolgreiche Werbung, die möglichst viele Menschen erreicht, wird häufig mit hohem finanziellen Aufwand und einer Menge Vorbereitung assoziiert. Habe ich mit meinem ehrenamtlichen Verein überhaupt eine Chance in der Masse aufzufallen?

Mit traditionellen Wegen ist das schwer vorstellbar.- Die meisten Menschen lesen am Morgen keine Zeitung, gehen auch nicht auf die Internetseite von lokalen Verbänden. Aber eigentlich will man vielleicht sogar alle (!) BürgerInnen erreichen.- Es gibt Aktions-/Medienformate, die fast nichts kosten, die man vielleicht selber erst an Ort und Stelle gestaltet, und die doch innerhalb nur einer Stunde Zigtausende BürgerInnen erreichen. Wir müssen dafür aber bereit sein, andere Wege zu gehen.

Gibt es Ihrer Meinung nach denn einen Kardinalfehler, den viele Vereine, ehrenamtliche Gruppen & Ortsverbände mit Blick auf Ihre Öffentlichkeitsarbeit machen?

Wir überschätzen völlig die Wirkung eines Presseartikels. Und auch das Internet, auch Soziale Medien haben geringere Wirkung als es oft Akteure vor Ort glauben. Auf der anderen Seite nutzen wir viel zu wenig die Bereitschaft von Mitgliedern, vielleicht auch nur ganz kurz etwas für das gemeinsame Anliegen zu machen, an etwas mitzuwirken, was auch etwas Freude macht, Bestätigung beim Engagement einbringt.  Und natürlich: Wir stellen uns wie alle anderen hinter Infotische, unter Schirme, mit Infomaterial vor der Nase. Eben wie alle. Und dann wollen wir anders sein, uns unterscheiden. Schon witzig - oder?

Stimmt. Aber genau deswegen geben Sie bei uns ein Seminar für alle, die sich ansehen möchten wie man „ALLE erreicht, aber kaum Geld, Zeit oder Aktive hat“ - wie lautet der Satz, der neugierig auf Ihren Workshop macht und mich vom Besuch überzeugt?

Wenn Sie daran teilgenommen haben, werden Sie schon am nächsten Tag ganz anders Ihr Anliegen in die Öffentlichkeit tragen, vieles Althergebrachtes verwerfen, und Sie können sogar ganz alleine, ohne Beschluss eines Gremiums hochwirksam Ihre Gedanken bei vielen, vielen Menschen ins Gespräch bringen.