Nachhaltig anders: Unterwegs zwischen Lokalpolitik und engagierten Initiativen

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Die Teilnehmer*innen der nachhaltigen Stadtbegehung durch Düsseldorf vor dem FahrradCafé Schicke Mütze

Kaum besser hätten die Voraussetzungen für einen Stadtrundgang  am zweiten Juniwochenende sein können: Eine interessierte und motivierte Gruppe von 12 Menschen fand sich am Nachmittag des 10. Juni bei bestem Wetter in Düsseldorf ein, um gemeinsam einer Frage nachzugehen: Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit - sei es im sozialen, ökologischen oder wirtschaftlichen Sinn - in der urbanen Gesellschaft der Landeshauptstadt? Dass sich die Gruppe dabei sowohl aus lokalen Bürger*innen als auch Nicht-Düsseldorfer*innen zusammensetzte, bereicherte die zahlreichen Diskussionen und lebendigen Gespräche um verschiedenste Sicht- und Denkweisen.

Unter der Leitung von Veronika Jellen und Anna Tötter, Mitarbeiterinnen der Heinrich Böll Stiftung NRW, begann der Rundgang mit einem Einblick in die kommunale Politik: In der Geschäftsstelle der Ratsfraktion Bündnis '90 / Die Grünen empfingen Fraktionsgeschäftsführer Stephan Soll und Claudia Engelhardt, Referentin für Umwelt, öffentliche Einrichtungen, Verkehr und Bauen die Teilnehmenden. Ein kurzer Einblick in den Arbeitsalltag der Fraktion zeigte, dass sie als Ansprechpartnerin für lokale Initiativen und Bürger*innen in Ausschüssen und Arbeitskreisen oft viele Interessen bündeln muss. Mit Blick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung stehen besonders die Themen Bauen, Mobilität und Umweltschutz im Fokus. So erzählte Claudia beispielsweise vom Projekt "Plastiktüten verhüten", welches sich für ein Verkaufsverbot von Plastiktüten im Einzelahndel einsetzt. "Initiiert wurde das Ganze von zwei Frauen, die mittlerweile eine breite Unterstützung im Umweltausschuss erfahren." Düsseldorf als nachhaltige Stadt zu bezeichnen, so weit gehen würden die beiden Politker*innen noch nicht. "Das Potenzial ist aber zumindest da, besonders durch den Ausbau des Radhauptnetzes setzen wir ein Zeichen für mehr umwelt- und zukunftsfreundliche Mobilität in der Stadt."

Einen praktischen Einblick in das alltägliche Wirken eines Projekts mit nachhaltigen Fokus erhielten die Teilnehmenden bei der nächsten Station:  Am Rande des WGZ-Parks hinter dem Hauptbahnhof liegt der offene Gemeinschaftsgarten düsselgrün - eine Initiative, die sich dem Urban Gardening verschrieben hat. Im Gespräch mit den engagierten Gärtner*innen Jutta, Viktoria und Anika gewann man einen spannenden Einblick in die Gründungsgeschichte und den Entwicklungsverlauf des jungen Ehrenamts-Zusammenschlusses. Begleitet wurde dieser Porzess von einem besonderen Gast in der Runde: Doris Törkel, Leiterin des Gartenamts, bewertete die Initiative aus Sicht der städtischen Verwaltung. "Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und sind froh, düsselgrün als urbane Garteninitiative zu unserem nadchhaltigen Stadtbild dazu zählen zu können." Viktoria Hellfeier, düsselgrün, ergänzt: "Ohne eine Unterstützung, beispielsweise bei unserer Suche nach einem neuen Gelände, würden wir jetzt hier nicht so erfolgreich gärtnern können." Ein vorbildhaftes Zusammenspiel, welches die Teilnehmer*innen aus ihren Städten nicht so kannten. Bei einem gemeinsamen Grill klang der erste Abend im düsselgrün-Garten bei vielen fruchtbaren Gesprächen aus.

Am nächsten Morgen ging es weiter in Gerresheim: Der Verein "Wohnen mit Kindern" empfing unter der Leitung von Martine Richli die Gruppe in ihrem Wohnprojekt QBUS. Eine nachhaltige Bauweise kombiniert mit gemeinschaftlichen und familienfreundlich orientiertem Wohnen - dass hier ein sozial-ökologisches Wohnprojekt bereits in zweiter Generation realisiert werden konnte, machte Hoffnung. Auch der Kontakt zum Bau- und Planungsamt sowie Bezirksvertretung und Stadtrat läuft gut. Ein eigens für alternative Wohnprojekte wie auch beispielsweise Mehrgenerationenhäuser eingerichtetes Service-Büro "Neue Wohnformen" biete einen guten Anprechpartner. Eine Besichtigung einer Wohnung ermöglichte einen Einblick in den Alltag, auch Fragen hinsichtlich der  energetischen Versorung konnten mit Bewohner*innen gut geklärt werden.

Die letzte Station bildete das FahradCafé Schicke Mütze: In einem Hinterhof an der Talstraße befinden sich Café, Fahrradladen und Werkstatt unter einem gemeinsamen Dach. Im Gespräch mit Carsten Wien und Kerstin Kortekamp bekam die Grupe Einblicke in die Mitgestaltung des öffentlichen Raums als engagierte Fahrradgemeinschaft: Dass sich hier noch einiges tun müsse, besonders mit Blick auf eine fahrrad- und umweltfreundliche Gestaltung des Verkehrs, darüber könne auch die "PR-Aktion Radhauptnetz" nicht wegtäuschen, so die beiden. Einen Anreiz für mehr Engagement wollen sie mit einem Lastenrad-Projekt schaffen, bei welchem Bürger*innen ein kostenloses Lastenrad ausleihen können, um so schwere Dinge auch ohne Auto transportieren zu können.

Das Fazit der Stadttour: Um als Green City zu gelten, bedarf es noch einiger Maßnahmen. Das bürgerschaftliche Engagement und die Resonanz seitens städtischer Verwaltung und Politik lassen das Potenzial der Stadt am Rhein allerdings in ein grünes Licht tauchen. Nachhaltigkeit wird diskutiert - lokale Initiativen, die sich mit der Wichtigkeit eines zukunftsfähigen Zusammenlebens auseinander setzen, kann es aber nie genug geben.

Hier die Links zu den Initiativen:

Schicke Mütze: http://schickemuetze.de/
Düsselgrün: http://www.duesselgruen.de/
Wohnen mit Kindern: http://www.wohnen-mit-kindern.de/

 

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und  Referent*innen und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in der Stiftung,

Anna Tötter und Veronika Jellen