Praktikumsbericht: Fatin Aeraki

Bericht

Mein Einblick hinter die Kulissen der politischen Bildungsarbeit der Heinrich Böll Stiftung NRW.

Fatin Aeraki, Frau mit Kopftuch und Brille, schwarzweiß

Abwechslung, Vielfalt und Herausforderungen. Diese drei Begriffe verbinde ich vor allem mit den Erfahrungen und der Arbeit in der Heinrich Böll Stiftung NRW. Die Planung der Bildungsreisen im Sinne von Fahrrad- und Wanderrouten quer durch die Eifel und das Dreiländer Dreieck waren die ersten prägenden Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe. Ich erfuhr, welche Artenvielfalt der Nationalpark Eifel umfasst und welche historisch und politisch bedeutsamen Orte sich dort befinden. Von der Ordensburg Vogelsang hatte ich bis dato noch nichts gehört. Als ehemalige nationalsozialistische Ordensburg wurde der Komplex vor allem für die Schulung des SS-Nachwuchses verwendet. Später von britischen Streitkräften als Truppenübungsplatz genutzt. Und heute zählt es zu einer der größten verbliebenen Bauwerke und Erinnerungsstätten. Die Eifel ist aber auch durch bekannte Schriftsteller geprägt, wie Ernest Hemingway oder auch dem Namensgeber der Stiftung Heinrich Böll. Es war interessant über die Erfahrungen zu lesen, die Böll mittels seiner Zwangsrekrutierung im Krieg machen musste. Die Erfahrungen haben den einst jungen Böll bis zu seinem Lebensende dazu bewogen vehement für den Frieden und die Völkerverständigung einzutreten. Seine Ansichten und sein entschlossener Antrieb gesellschaftliche Strukturen und Ungleichheit zu hinterfragen, formen maßgeblich auch noch bis heute die politische Bildungsarbeit der Stiftung. Von den Bildungsreisen ging ich schließlich zu den Politikmanagementseminaren über. Dort lernte ich, wie das eigene politische Bewusstsein besser kommuniziert und nach außen getragen werden kann. Ich besuchte selbst einige Seminare und hatte in besonders anregenden Gesprächen auch die ein oder anderen Gedanken auffangen können, die in mir einen Perspektivwechsel anregten und mich zum umdenken motivierten. Ein politisches Bewusstsein umfasst eine Persönlichkeitsschärfung. Wer im Umgang mit anderen weiß, worum es ihm und dem anderen geht, der hat eine Ebene erreicht, um einen allgemeinen Konsens zu finden. Konsensfindung. Die ist viel schwerer erreicht, als manch einer denken mag. So diskutierten wir mal hitzig, mal mehr auf den anderen eingehend und mal sehr nachdenklich dreinblickend. Doch zum Schluss verstand jeder, dass der Wille zur Konsensfindung eine elementare Fähigkeit zur Demokratiebildung ist. Denn Demokratie findet jeden Tag statt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Tagung Strategien gegen Antifeminismus. Die diversen Vereine, Selbsthilfevereinigungen und Beratungsstellen erzählten von ihren Erfahrungen, wie sie die Me-Too Bewegung wahrnahmen und welche Ideen ein Netzwerk langfristig stärken könnten. Es war interessant Teil einer Veranstaltung zu sein, die Aktivistin und Aktivistinnen zusammenbrachte. Es prägte mich ebenso, wie viele andere Veranstaltungen. Die Arbeit in der Stiftung war nicht nur informativ und aufschlussreich. Sie hat mir auch unglaublich Spaß gemacht. Ich nehme einen breiten Erfahrungsschatz mit und blicke voller Tatendrang in die Zukunft. Denn durch die Arbeit in der Stiftung konnte ich vor allem auch für mich ausmachen, dass ich politische Bildungsarbeit als mögliches Berufsfeld wohl doch früher oder später in Betracht ziehen könnte.