Barack Obama und die Grenzen des Wandels

Vom Messias zum Mechaniker?

In seinem bewährten Format am Sonntag Vormittag in einem wechselnden Raum auf dem Gelände des Ravensberger Parks hatte der Grüne Salon Bielefeld diesmal zu einer zweiten Veranstaltung über Barack Obama eingeladen. Nach der Veranstaltung „Mit Obama die Welt retten?“ im vergangenen Jahr sollte es diesmal darum gehen, wie sich die gerade in Deutschland großen Hoffnungen auf Obamas Politik inzwischen an der Realität messen lassen.

Dazu hatten die Veranstalter zwei hochkarätige Referenten gewinnen können:
Dr. Christoph von Marschall ist seit fünf Jahren Leiter des Washington-Büros vom Berliner TAGESSPIEGEL und Autor zweier Biografien über Michelle und Barack Obama.
Andreas Etges, früher Universität Bielefeld, ist Professor für nordamerikanische Geschichte am J. F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin. Beide referierten vor einem gespannten Publikum im Historischen Museum über ihre Beobachtungen der amerikanischen Innen- und Außenpolitik und den Erfolgen und Misserfolgen Obamas seit seiner Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. In der von Lina Keppler und Dr. Uwe Günther moderierten Diskussion kamen von Marschall und Etges aus  verschiedenen Blickwinkeln zu der Einschätzung, dass das Charisma und Visionäre in Obamas Ausstrahlung einerseits ein unverzichtbarer Bestandteil für seinen Erfolg gewesen ist, indem er sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen für sich gewinnen konnte. Grundsätzlich sei die amerikanische Gesellschaft aber tief gespalten, wobei sich die Meinungshoheiten bei Themen wie Gesundheitspolitik, Umweltpolitik, Guantanamo, Wirtschafts- und Finanzpolitik und den Bereichen der Außenpolitik vollkommen verschieden darstellen könnten, schilderte Christoph von Marschall. Der Einfluss von Lobbygruppen sei sehr hoch und die Reformbereitschaft der Amerikaner und Zustimmung zu staatlichen Eingriffen generell gering, so Professor Etges. Enttäuschung stellte sich vor allem wegen der bisher nur geringen Erfolge bei der Wirtschaftslage und Arbeitslosigkeit ein. Anders als aus europäischer Wahrnehmung lag hier in den USA die größte Erwartung an Obamas Präsidentschaft. Zu verzeichnen ist nun ein Rückgang des Engagements unabhängiger Bürger für Obama, was jedoch auch keine automatische Hinwendung zu den Republikanern bedeutet. Die Aufgabe des Präsidenten ist deshalb eine ständiges Ringen, Feilen und Gestalten um Mehrheiten bei allen Themen. Das Motto „Change“ relativiert sich zu einemWebstück der vorsichtigen Schritte und kleinen Erfolge. Die Besucher des Grünen Salons erlebten diesmal keine zugespitzte Diskussion, sondern eine differenzierte Momentaufnahme der augenblicklichen gesellschaftlichen Situation in den USA durch zwei Experten.

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