Drei Länder, zwei Räder, ein Fluss

Reisebeschreibung

Der Fluss Rur - die "Eifel-Rur" - entspringt im belgischen Hochmoorgebiet Hohes Venn, durchfließt malerisch die Seen und Felsen der Nordeifel und nimmt in der flachen Bördelandschaft seinen Lauf durch das von Landwirtschaft und Energieproduktion geprägte Rheinische Braunkohlenrevier. Die Rur fließt dann über die niederländische Grenze bis Roermond. Hier mündet sie schließlich mit zwei Mündungsarmen in die Maas. Auf dem Rur-Ufer-Radweg folgen wir dem Fluss über 180 Kilometer mit dem Fahrrad, überwiegend durch die ruhige und naturnahe Flussaue.

Das Bild zwigt einen Radfahrer in der Ferne auf einem asphaltierten Weg durch den Wald.

Botrange (B)-Heimbach: Das Hohe Venn, Monschau und die Rurseen.
Heimbach: Nationalpark Eifel und ehemalige „NS-Ordensburg“ Vogelsang.
Heimbach-Jülich: Zwischen Naturschutz und Tagebau. 
Jülich-Dremmen: Forschung gegen den Klimawandel. 
Dremmen-Roermond (NL)-Dalheim: Naturschutz über die Grenze weg. 

Dabei durchfahren wir sehr unterschiedliche naturgeschützte Landschaften: Die offene Moorlandschaft des Naturparks Hohes Venn in Belgien, den Nationalpark Eifel mit seinen Wäldern und den von Heide, Wald und Mooren geprägten Nationalpark De Meinweg in den Niederlanden. Der Verlauf eines Flusses bietet unzählige Themen. Wir machen sie an den Orten und Landschaften fest, durch die wir fünf Tage lang gemeinsam radeln. Naturschutz wird uns in den Großschutzgebieten Hohes Venn und Nationalpark Eifel begegnen. Auf die Themen Krieg, Frieden und Menschenrechte treffen wir, wenn wir die Anlage der damals von den Nationalsozialisten so genannten NS-Ordensburg Vogelsang besuchen. Heute ist sie internationaler Lernort und Nationalpark-Zentrum. Die Nationalsozialisten prägten mit der Anlage Vogelsang die Eifellandschaft neu – durch die Nutzung als NATO-Truppenübungsplatz Camp Vogelsang während des Kalten Krieges sogar bis ins 21. Jahrhundert hinein.

Das Thema Fluss als Lebensader begleitet uns durch die Woche hindurch stetig: Flüsse sind Trinkwasserquellen, Lebensräume und Nutzräume und sie kennen keine Grenzen. Das macht ihren umfassenden Schutz notwendig, aber auch kompliziert. Es ergeben sich Widersprüche, die auszuhandeln sind. Industrie und Landwirtschaft brauchen viel Wasser, die Braunkohleindustrie pumpt es in riesigen Mengen ab, damit die Tagebaue nicht untergehen. Stauwerke halten das Wasser auf, aber der Lachs will flussaufwärts bis in den Oberlauf. Aufgrund dieser unterschiedlichen Bedingungen und Bedarfe sind grenzüberschreitende, europäische Lösungen gefragt.

Das Thema Erinnerung an die Ereignisse der nationalsozialistischen Zeit wird uns ebenfalls immer wieder begegnen. Die Schlacht um den Hürtgenwald tobte 1944/45 bis an die Rur und ist heute kein Geheimnis, um den Tourismus nicht zu stören, sondern Anlass für eine offene Aufarbeitung von Vergangenheit. Heinrich Böll ist in dieser Landschaft oft spazieren gegangen und schrieb: "In dieser Landschaft hat es nachweislich die wenigsten Nazis gegeben und sie wurde von den deutschen Divisionen am härtesten bestraft". Angesichts von rassistischen Haltungen heute und angesichts des Klimawandels stellen sich immer wieder Fragen, ob und woran wir uns erinnern wollen.

Auf dem Abschnitt zwischen Heimbach und Linnich begleitet uns die Rurtalbahn. In Absprache kann diese genutzt werden.

Zielsetzung:

Die Teilnehmenden:

  • lernen Ansätze, Erfahrungen und Perspektiven einer nachhaltigen Regionalentwicklung kennen
  • lernen Voraussetzungen für bürgerschaftliches Engagement kennen
  • erfahren wie Naturschutz, Tourismus, Landwirtschaft und Umweltschutz in einer Region vernetzt und erfolgreich agieren können
  • entwickeln Möglichkeiten wie sich die Erkenntnisse auf andere Regionen übertragen lassen

Zielgruppe:

  • das Seminar steht allen Arbeitnehmer*innen offen.