51. Grüner Salon Bielefeld: Christina Morina zum Thema USA

Veranstaltungsbericht

Beim jüngsten 51. Grünen Salon mit rund 120 Gästen in der Ravensberger Spinnerei sprach Prof. Dr. Christina Morina, Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld. Sie berichtete über ihre Erfahrungen und Beobachtungen aus längeren wissenschaftlichen Aufenthalten in den USA. Unter dem Titel der Veranstaltung „USA – land of hope and dreams?“ diskutierte sie gemeinsam mit Prof. Dr. Heidi Mescher und Sebastian Stölting vom Trägerkreis des Grünen Salons zentrale Fragen der aktuellen politischen Lage in den Vereinigten Staaten: Welche Kräfte wirken der Auflösung demokratischer Werte entgegen? Wo bestehen Chancen auf Erneuerung, Zusammenhalt und eine Rückbesinnung auf die Ideale von Freiheit und Verantwortung?

Im Hintergrund sind die Vortragenden zu sehen und im Fordergrund die Teilnehmenden

Professorin Morina verband persönliche Eindrücke mit politischer Analyse. Sie schilderte, wie sich nach der erneuten Wahl Donald Trumps in ihrem akademischen Umfeld unter Kollegen und Studierenden eine Mischung aus Resignation, Verunsicherung und depressiver Grundstimmung ausgebreitet habe. Die Frage, wie man selbst einer Verantwortung für die Demokratie gerecht werden könne, sei ein Thema, das Viele in den USA und auch in Deutschland umtreibt. In den Vereinigten Staaten ist dies zunehmend auch verbunden mit der Sorge, welchen persönlichen Preis zivilgesellschaftliches Handeln mit sich bringen kann. Morina betonte zugleich die Bedeutung der eigenen Handlungsmacht: In vielen kleinen Alltagssituationen würden amerikanische Bürgerinnen und Bürger zivilgesellschaftliche Kraft zeigen – stille, aber wirksame Zeichen demokratischer Haltung und gesellschaftlicher Solidarität. Demokratie, so ihre Überzeugung, sei kein festgeschriebener Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess, der von Menschen gestaltet, verteidigt und immer wieder erneuert werden muss.

Frau Morina beschrieb die zunehmenden gesellschaftlichen und institutionellen Spannungen in den USA unter der zweiten Trump-Regierung. Die zahlreichen Publikumsfragen am sie beim Grünen Salon machten deutlich, wie sehr die Entwicklung in den Vereinigten Staaten auch Menschen in Deutschland bewegt. Für den Fall einer weiteren politischen Zuspitzung hält Morina auch bürgerkriegsähnliche Situationen für denkbar. Zugleich zeigte sie deutlich ihre Einschätzung auf, dass die USA kein Land seien, das seine demokratischen Strukturen leichtfertig preisgebe. Große Teile der Bevölkerung und robuste Institutionen stünden antidemokratischen Tendenzen weiterhin entschieden entgegen. Und Menschen können für demokratische Werte auch wieder zurückgewonnen werden. Insgesamt wurde beim 51. Grünen Salon Bielefeld deutlich, dass hüben und drüben demokratische Stabilität vor allem dort wächst, wo Menschen Verantwortung übernehmen und gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam begleiten.