Seit 2004 zeichnet die Heinrich Böll Stiftung NRW mit ihrem Ideenpreis „Der Heinrich“ Projekte aus, die im Rahmen zivilgesellschaftlichen Engagements Außerordentliches geleistet haben und Müde und Zweifelnde zum Nachmachen ermuntern. In diesem Jahr, so erläuterte Juror Reiner Daams, habe die Jury „nach besonderen Projekten gesucht, die sich mit dem Mittel der künstlerischen Arbeit der Herausforderung stellen, die viel beschriebene Willkommenskultur in Nordrhein-Westfalen Wirklichkeit werden zu lassen.“ Im Rahmen unserer Jubiläumsfeier wurde der diesjährige „Heinrich“ nun im Düsseldorfer „Malkasten“an das Köln-Frechener Musicalprojekt „Zwischen den Welten“ vergeben.
Ziel des ebenso innovativen wie erfolgreichen Projekts war und ist es, jungen, unbegleiteten Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern: Um die deutsche Sprache und Kultur schnell und intensiv kennenzulernen, erarbeiteten 30 Jugendliche – Flüchtlinge und gleichaltrige deutsche Paten – gemeinsam ein Musical, das sich künstlerisch mit ihrer Situation „Zwischen den Welten“ – fern der Heimat, in der Fremde noch nicht heimisch – auseinandersetzt. Die Ausländerbehörde der Stadt Köln hat das Projekt initiiert, der gemeinnützige Verein music4everybody! entwickelte das Konzept und übernahm die künstlerische Leitung. Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner war der Deutsche Familienverband NRW, der für die Flüchtlinge Deutschkurse organisierte, sie sozialpädagogisch begleitete und auf dem Weg in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gezielt unterstützte und förderte. Die Premiere des Stücks, die Ende Januar im VHS-Saal des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums stattfand, war ein voller Erfolg. Ein Wuppertaler Unternehmer war so beeindruckt, dass er gemeinsam mit weiteren Sponsoren ein Anschlussprojekt in Wuppertal ermöglichte. Die Proben – diesmal mit rund 80 Teilnehmern – haben bereits begonnen.
Bei der Preisverleihung zog Juror Reiner Daams, Referatsleiter im Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, in seiner Laudatio eine rundum positive Bilanz: „Junge geflüchtete Menschen haben in Deutschland neue Freundschaften mit deutschen Jugendlichen geschlossen - und umgekehrt!“ Die Initiatoren, insbesondere der Verein music4everybody!, hätten „Sprachlosen die Sprache zurückgegeben, aus Fremden Freunde werden lassen und aus ihrer Heimat Vertriebenen eine neue Heimat gegeben. Das ist es, was mit Integration gemeint sein muss: Die Menschen, die zu uns kommen, in unserer Mitte willkommen zu heißen und in dieser neuen Gemeinschaft gemeinsam Neues zu schaffen.“ Wie sehr sich die Flüchtlinge willkommen und angenommen fühlten, machte Stephi Siebert, künstlerische Leiterin des Projekts, in ihrer Danksagung deutlich: „Am Ende der Probenzeit haben einige der Teilnehmer ‚Mama Stephi‘ zu mir gesagt.“ Eine Fortführung des Projekts soll sich in der Kooperation mit lokalen Kinos in der Vorführung des begleitenden Musicalfilms niederschlagen.