Im Rahmen des 27. Böll-Forums NRW, welches unter dem Motto "Zusammenspiel braucht Regeln!" am 10. Oktober 2025 im Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln stattfand, wurden die Wassersportfreunde Neptun e.V. mit dem 19. Heinrich-Preis ausgezeichnet. Berivan Aymaz hielt die untenstehende Laudatio.

Sehr geehrte Frau Ministerin Paul, liebe Josefine,
liebes Team des Sport & Olympia Museums unter der Leitung von Dr. Andreas Höfer,
lieber Vorstand und Team der Heinrich Böll Stiftung Nordrhein-Westfalen unter Leitung von Dr. Julia Hagen,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Aktive im Sportbetrieb und in den Sportvereinen,
ich freue mich sehr, dass das diesjährige Böll-Forum in meiner Heimatstadt Köln tagt. Es ist mir eine besondere Freude, heute hier im Deutschen Sport & Olympia Museum zu Ihnen und Euch sprechen zu dürfen – an einem Ort, der nicht nur die Geschichte des Sports erzählt, sondern auch seine gesellschaftliche Kraft sichtbar macht.
Denn Sport schafft Gemeinschaft und Solidarität, in dem er Menschen unterschiedlicher Herkunft durch gemeinsame Ziele, Werte und Regeln verbindet. Und genau das greift auch das Motto des heutigen Böll-Forums auf: „Zusammenspiel braucht Regeln!“
Es fragt: Kann Sport ein Aktionsraum der Demokratie sein?
Und ich sage: Ja – und wie! - weil der Sport für Miteinander, Fairplay, Menschenwürde und Teilhabe stehen kann – also gelebte Werte.
Und welche neuen Räume der Sport für unsere Demokratie auch schaffen kann, zeigen die diesjährigen Träger des „Heinrich“-Preises“ auf beeindruckende Weise, für die sich die Jury entschieden hat: die Wassersportfreunde Neptun Köln-Mülheim e.V.
Ich freue mich ganz besonders, dass dieser Preis in diesem Jahr an einen Verein aus Köln-Mülheim geht, einem Stadtteil, der für gelebte Vielfalt in Köln steht. Und genau diese Vielfalt verteidigen die Wassersportfreunde auf besonders kreative Weise gegen die Feinde unserer Demokratie.
Mit ihrer Initiative „BUNT statt BRAUN – Rheindemo für Demokratie und Vielfalt“ haben sie den Rhein zur Bühne gemacht – für ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und für ein solidarisches Miteinander.
Sie haben gezeigt, dass Sportvereine mehr sind als Orte des Trainings – sie sind auch ganz eindeutig Orte der klaren Haltung.
Und sie haben bewiesen, dass Regeln allein nicht reichen – es braucht Menschen, die sie mit Leben füllen. Menschen, die sich einmischen, die Verantwortung übernehmen, die Mut machen.
Gerade in diesen herausfordernden Zeiten, in denen rechtsextreme Kräfte und rassistische Bündnisse wieder über Deportierungen von Menschen fabulieren, in Zeiten in denen gesichert Rechtsextreme in unseren Räten und Parlamenten sitzen, in Zeiten, in denen Hass und Hetze in sozialen Medien vermehrt in Gewalttaten münden – die Zahl rechtsextremer Straftaten stieg 2024 auf einen Höchststand und auch die Gewalttaten nahmen zu - sind solche Initiativen mehr denn je unverzichtbar.
Sie zeigen: Demokratie ist nichts Abstraktes.
Sie beginnt im Alltag, im Verein, im Stadtteil.
Und sie braucht genau dieses Zusammenspiel – von Sport, Zivilgesellschaft und Politik.
Die Wassersportfreunde Neptun haben dieses Zusammenspiel nicht nur verstanden, sondern leben es vor. Sie haben viele Menschen ermutigt, selbst aktiv zu werden. Und eindrücklich gezeigt, in welchen kreativen Formen ein Sportverein Haltung zeigen kann – und auch muss.Und genau dafür steht auch der „Heinrich“-Preis der Heinrich Böll Stiftung NRW, der seit 2004 Initiativen und Projekte würdigt, die sich für soziale Teilhabe und eine demokratische Zukunft einsetzen.
Und dafür stehen auch Sie, liebe Wassersportfreunde,
liebe Carmen Fernandez,
liebe Maria Rhein,
lieber Christoph Gerdes.
Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung.
Ihr Engagement ist ein starkes Signal – für Köln, für NRW und für unsere Demokratie.
Und lassen Sie mich zum Schluss noch eines sagen:
Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie lebt von Menschen, die sich einbringen – jeden Tag aufs Neue.
Gerade jetzt, wo Rechtspopulisten und Demokratiefeinde versuchen, unsere offene Gesellschaft zu spalten, braucht es uns alle.
Ob auf dem Wasser, auf dem Platz oder auf der Straße – zeigen wir Haltung. Bleiben wir laut.
Und verteidigen wir unsere Demokratie jeden Tag aufs Neue – gemeinsam, entschlossen und vielfältig.
Vielen Dank.
Und jetzt darf ich die Preisträgerinnen und Preisträger auf die Bühne bitten!